Sehe ich gut aus?

BM

Birte Mussman

Eine Antwort auf diese Frage zu finden ist gar nicht so leicht. Denn die wirklich allübergreifende Definition von gutem Aussehen oder Schönheit gibt es nicht. Und das ist auch gut so. Der Mensch ist individuell, und jeder hat seine ganz eigenen Erkennungsmerkmale. Wir haben Schokoladenseiten, aber auch Ecken und Kanten. Wie langweilig wäre es denn bitte, wenn wir alle schablonenartig einem Schönheitsideal nacheifern würden? So weit, so logisch. Wäre da nicht unser innerer Kritiker, der gern mal Logik und Vernunft über Bord wirft.

Segelohren stehen umgangssprachlich für abstehende Ohren. Eine oder beide Ohrmuscheln müssen mehr als 30 Grad vom Kopf abstehen, oder der Abstand zwischen Ohrmuschelrand und Kopf beträgt mehr als 20 Millimeter – erst dann verdienen sie diesen Titel.

Kann ich jedem gefallen?

 

Es heißt, Schönheit liege im Auge des Betrachters. Das trifft sicherlich zu, wenn es darum geht, ein Foto zu beurteilen oder einen Kunstgegenstand. Bei der Beurteilung unserer eigenen Schönheit kommt jedoch eine weitere und viel tiefer greifende Meinung ins Spiel: unsere eigene.

 

Wir sind Betrachter_in und Betrachtete_r in einer Person. Das Problem: Häufig gehen wir viel kritischer mit unserer Optik ins Gericht, als es andere Menschen tun würden. Eine merkwürdige Eigenschaft. Bereits morgens nach dem Aufstehen fangen wir mit dem Abscannen beim ersten Blick in den Spiegel an: Wie sitzt mein Haar heute? Wo kommen denn plötzlich die dunklen Schatten unter den Augen her? Und ist das ein Pickel, der sich da mitten auf der Nase ankündigt? Nach dem ersten Check stellt sich gern mal eine So-gehe-ich-heute-bestimmt-nicht-vor-die-Tür-Stimmung ein. Und schon ist sie da, die Stimme unseres inneren Kritikers: „Du siehst heute nicht gut aus!“

Viel wichtiger ist es, seinem inneren Kritiker den negativen Wind aus den Segeln zu nehmen. Wir sehen alle gut aus, auf unsere ganz individuelle Art und Weise.

Oder vielleicht doch? Eine Frage der Selbstwahrnehmung. Und die funktioniert bei allen Menschen mal besser, mal schlechter. Mal sind wir positiver, mal negativer gestimmt. Höhen und Tiefen sind völlig normal. Nur die wenigsten haben ein so gefestigtes Selbstbewusstsein, dass nichts und niemand sie erschüttern kann – ob innerer Kritiker oder Meinungen von außen. Es liegt irgendwie in unserer Natur, uns zu hinterfragen. Das ist in vielen Belangen sinnvoll, aber beim Thema wie dem Aussehen, der Schönheit, nicht. Wir machen uns das Leben unnötig schwer dadurch.

 

Wir sollten stattdessen verinnerlichen, dass jeder Mensch individuell ist – und somit auch die Einschätzung, ob etwas oder jemand gut, schön, sexy oder wie auch immer aussieht. Du kannst nicht jedem gefallen, aber das ist vollkommen okay. Viel wichtiger ist es, seinem inneren Kritiker den negativen Wind aus den Segeln zu nehmen. Wir sehen alle gut aus, auf unsere ganz individuelle Art und Weise.

Den Intimbereich rasieren ist hygienisch? Das Gegenteil ist eher der Fall, denn der Flaum hält Schadstoffe und Krankheitserreger fern und schützt die Haut vor Reibung.
Eine Zahnlücke kann auch als Schönheitsmerkmal empfunden werden: Vanessa Paradis und Madonna erlangten mit großzügigem Zahnzwischenraum Weltruhm.

Muss ich mich rasieren?

 

Leider wird immer noch sehr oft davon ausgegangen, dass eine Glattrasur schön und vor allem hygienisch sei. Aber wer hat entschieden, dass ein behaarter Venushügel nicht sexy sein kann? Und wer glaubt, dass es wirklich hygienischer ist, ständig mit einer scharfen Klinge im Intimbereich rumzuhantieren? Mal ehrlich, haben wir uns nicht schon oft genug beim Rasieren geschnitten?

 

Dabei kann es viele Vorteile haben, sich nicht zu rasieren. Du wärst nicht nur um einiges schneller in deiner Duschroutine, die Umwelt würde es dir auch danken. Wenn du nämlich keinen Rasierhobel besitzt, machen deine Klingen einen ganz schönen Müll. Und was die Hygiene angeht: Regelmäßiges Waschen vorausgesetzt, sind behaarte Intimzonen und Achselbereiche vor Krankheitskeimen besser geschützt als blank gescherte. Sich nicht zu rasieren ist schwer in Ordnung.

 

Deine Körperbehaarung ist nun mal nicht genormt wie eine Hecke bei der Landesgartenschau.

Mehr sogar – es ist mutig. Es ist ein Funken Selbstbestimmtheit gegen die vermeintliche gesellschaftliche Etikette, die genau vorschreibt, welches Körperteil wie bewachsen sein sollte, und ein weiterer Schritt in Richtung Selbst liebe. Hinterfrage, ob die Entscheidung zur regelmäßigen Rasur auf scheinbaren Erwartungen aus dem Bekanntenkreis beruht. Vielleicht ist ja ein Kommentar von Klassenkameraden der ausschlaggebende Punkt gewesen. Deine Körperbehaarung ist nun mal nicht genormt wie eine Hecke bei der Landesgartenschau.

 

Außerdem ist diese Entscheidung alles andere als schwarz oder weiß. Nur weil du dich dafür entschieden hast, deine Beine nicht mehr zu rasieren, die Matte nach einer gewissen Zeit aber wieder abkommt, heißt das nicht, dass du nicht zu deiner Entscheidung stehst. Versuche, dich von Erwartungen zu befreien und kein großes Thema daraus zu machen. Du musst dich nämlich nicht rasieren, aber du kannst es. Du hast die freie Wahl.