Ist mein Penis normal?

Interview: Valerie Bachert
WB

Dr. Wolfgang Bühmann

Irgendwie will man doch, was den eigenen Körper angeht, vor allem eins sein: normal.
Aber jetzt mal ehrlich, was heißt das eigentlich? Unserer Meinung nach ist das alles, was nicht wehtut oder auf eine Erkrankung hinweist. Um sicherzugehen, fragen wir lieber mal beim Andro- und Urologen Dr. Wolfgang Bühmann nach!

Wie sieht ein “normaler” Penis aus? 

 

Ein Penis besteht aus Wurzel, Schaft und Eichel. Schaft und Eichel werden von der Vorhaut bedeckt, die sich bei Erektion zurückzieht, dann liegt die Eichel frei. Übrigens: Kaum ein Penis ist gerade. Eine gewisse „Achsenabweichung“ nach links oder rechts ist völlig normal. Solange es im Alltag oder beim Verkehr nicht stört, ist da gar nichts bei.

 

Und wie lang ist ein Penis im Durchschnitt?

 

Im erigierten Zustand sind 12 bis 14 Zentimeter normal, alles andere sind fotomontierte Fakes. Da die Vagina nur in den unteren 4 Zentimetern sensibel ist, ermöglicht auch ein 7 bis 10 Zentimeter langer Penis einen für beide Partner befriedigenden Geschlechtsverkehr. Die Penislänge steht übrigens in der weiblichen Hitliste erst an sechster Stelle. Eine Frau braucht den Penis überhaupt nicht zum Orgasmus. Also: Nicht Länge punktet, sondern Gefühl.

 

Warum kriege ich wahllos Erektionen?

 

Egal ob du schläfst oder wach bist: Erektionen entstehen normalerweise, wenn du sexuell erregt bist. Manchmal passiert das ganz unbewusst. Vielleicht siehst, hörst, schmeckst oder fühlst du etwas, das dein Unterbewusstsein ansprechend findet. Das kann auch im Schlaf passieren. Dann kommen und gehen Erektionen, weil du von etwas träumst, das dich anmacht, an das du dich nach dem Aufwachenaber nicht zwangsläufig erinnern musst.

Und warum gerade morgens besonders gern?

 

Morgens drückt die gefüllte Blase auf die Nerven, welche die Erektion steuern. Deshalb steht der Penis am Morgen wie eine Eins. Das hat meist nichts mit sexueller Erregung zu tun. Kein Grund, sich zu schämen für die oft zitierte „Morgenlatte“.

 

Wie lange dauert im Durchschnitt eine Erektion an? Und wie kann ich diese Zeitspanne verlängern? 

 

Eine Erektion kann zehn Sekunden dauern, aber auch eine halbe Stunde. Das ist bei jedem anders und kommt auch auf die Intensität der sexuellen Stimulation an. Heißt auch: Wenn es zwischendurch zu heiß wird, kann eine kurze Pause die Erektion verlängern. Also einfach mal die Finger beiseite. Ein bisschen küssen oder europäische Hauptstädte aufsagen. Kann helfen und ebenfalls witzig sein!

Sollte eine Erektion ohne Erregung länger als 60 Minuten dauern oder schmerzhaft sein, ab zum Urologen – das kann krankhaft sein und akuter Hilfe bedürfen.

 

Urolog*in – Was ist denn das?

 

Die Urologie ist ein Fachgebiet der Medizin, welches sich mit Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane befasst.

 

Was, wenn ich keinen hoch bekomme?

 

Wenn es ab und an mal passiert, ist das ganz normal. Manchmal ist man müde, gestresst oder anderweitig abgelenkt. Klar, dass man dann nicht die gleiche „Leistung“ bringen kann wie sonst. Ganz typisch sind auch sogenannte Premierenhänger. Sprich: wenn du zum ersten Mal mit dem Jungen oder Mädchen deiner Träume im Bett landest. Hier kann unterbewusste Angst eine Rolle spielen. Die Sorge, ob du alles richtig machst. Die Ungewissheit darüber, was der andere denkt. Das einfachste Mittel dagegen ist es, offen und locker darüber zu sprechen. Wird der Hänger zur Belastung, solltest du der Sache nachgehen.

Wie pflege ich meinen Intimbereich richtig?

 

Achte darauf, den Penis auch regelmäßig unter der Vorhaut zu reinigen. Ansonsten ist kein „special treatment“ notwendig! Der Intimbereich muss nicht öfter gewaschen werden als zum Beispiel deine Achseln.

Im Gegenteil: Übermäßiges Waschen stört unnötig die natürliche Keimflora und schafft eine Bühne für Pilze, Bakterien und Entzündungen. Auch stark parfümierte Duschgels können diesen Effekt haben. Deshalb am besten unparfümiertes Shampoo verwenden – oder einfach den Klassiker: klares Wasser.

 

Wie finde ich die richtige Kondomgröße?

 

Grundsätzlich passen Kondome durch ihre hohe Elastizität (fast) immer irgendwie. Trotzdem ist eine gute Passform wichtig, denn nur dann schützt das Kondom optimal vor Geschlechtskrankheiten wie HIV & Co. Denn: Wenn ein Kondom zu eng ist, kann es reißen, ist es hingegen zu weit, kann es vom Penis abrutschen und unter Umständen stecken bleiben. Außerdem fühlt es sich viel besser an, wenn das Kondom gut sitzt. Die ideale Größe für dich kannst du ganz leicht herausfinden:

  • Das Kondom sollte immer etwas kleiner sein als der Penis, damit es schön eng anliegt. Was eng für dich ist – und was zu eng –, ist reine Gefühlssache. Das Abrollen sollte in jedem Fall nicht schmerzhaft oder unangenehm sein.

  • Jetzt mal ehrlich, in Sachen Kondomgröße neigt man aber eher zu Überschätzung als zu Untertreibung, oder? Dass es zu groß ist, merkt ihr daran, wenn ihr den steifen Penis easy im Kondom hin und her schieben könnt und/oder das Kondom Falten wirft.

  • Wer es ganz genau wissen will, der kann auch nachmessen. Dabei geht es nicht um die Länge (oha!), sondern den Durchmesser. Ein Maßband vorsichtig um den Schaft legen, sodass es eng anliegt, ohne einzuschnüren. Zwischen 11 und 13 cm liegt ihr im Durchschnitt, dann könnt ihr die Standardgröße kaufen. Abgesehen von der Größe unterscheiden sich die Kondome auch in der Passform. Manche sind an der Spitze enger/weiter geschnitten, andere haben eine gleichmäßige Form. Hier hilft nur eins: ausprobieren. Viel Spaß dabei!